Und dann kam Bastian.
Ich hatte ein Date-Marathon-Wochenende geplant.
Donnerstag Essen gehen mit Paul, Freitag Karnevalsparty mit Bastian, Samstag Spazieren gehen mit Fabian und Sonntag einen Film gucken mit Benjamin.
Das volle Programm. Wenn da nicht einer zwischen ist, der mir gefällt, weiß ich's auch nicht!
Donnerstagmorgen meldete sich Paul. Krank geworden, voll verschnupft und zugenäht. Essen gehen musste ausfallen, weil Knutschen mit Schnottnase unschön ist.
Wenn Sie sich jetzt als Leser fragen, was Essen gehen und Knutschen gemeinsam haben, dann waren Sie wohl noch nie auf einem Tinderdate. Und das ist okay. Kein Grund zur Scham.
Donnerstag blieb ich also allein daheim und erwartete mit Freuden den Freitag. Er kam.
Sowohl der Freitag, als auch Bastian, wobei mich Letzteres mehr überraschte.
Ich hatte Bastian spontan auf eine semi-private Karnevalsparty eingeladen im Büro meiner Cousine. Der Plan war, zusammen mit ein paar Freunden hinzugehen, und da meine Cousine uns ermutigt hatte, ruhig jemanden mitzubringen und der Rest meines Wochenendes verplant war, lud ich den mir völlig unbekannten Bastian in einem Anflug kühner Spontanität mit ein. Ich war fest davon ausgegangen, dass er absagt. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich ein Tindermatch zu einer Aktivität mit Freunden einlud, aber bis jetzt fand das jeder Mann total komisch und viel zu beängstigend.
Verstanden hatte ich das nie, denn was gibt es Besseres, als direkt eine ganze Gruppe neuer Leute kennenzulernen und sich gegenseitig in einem ungezwungenen Setting zu beschnuppern? Ich sah nur Vorteile: Wenn man sich doof findet, kann man schnell wieder abhauen, ohne, dass der andere allein zurückbleibt, oder aber man unterhält sich eben mit anderen Leuten auf der Party. Findet man sich gut, ist es fast so, als wäre man sich zufällig begegnet. Und man findet direkt heraus, wie der andere sich in Gruppen verhält. Bingo auf ganzer Linie!
Zu meiner Überraschung sagte Bastian JA. Und er blieb dabei!Ich hatte ihn zuerst für Samstagabend eingeplant, aber als er sagte, er hätte sich ja eigentlich erhofft mich am Valentinstag zu sehen, fand ich das herrlich schmalzig, und auch wenn er es sicherlich mit einem zwinkernden Auge getippt hatte, nahm ich ihn für voll.
Freitag also. Um 19:11 Uhr sollte die Party starten; um 18:30 Uhr war Bastian bei mir. Da er eine absolute Karnevalsjungfrau war, hatte ich angeboten, ihm beim Kostüm zu helfen. Und irgendwie erschien es mir auch ganz putzig, als Duo verkleidet zu kommen. Aufgrund der Zeitknappheit entschied ich für uns Beide, dass wir zwei Straßenclowns wären. Bastian hatte ein weißes Hemd, Hosenträger und eine rote Fliege. Ich hatte eine rote weite Hose mit Hosenträgern und ein schwarzes kurzes Shirt. Ich trug meine dunkelrote Ballonmütze, er eine Opa-Tweed Kappe. Mit leichter Schminke sahen wir irgendwie ziemlich gut zusammen auf, aber ich springe schon wieder, denn in der Geschichte, war Bastian ja noch gar nicht angekommen.
Es klingelte also um halb sieben an der Tür. Ich war gerade fertig mit meinem eigenen Makeup und suchte verzweifelt den roten Lippenstift. Leicht gestresst und ziemlich erfreut stürmte ich zur Tür, drückte den Summer und ließ Bastian rein. Die Treppe hoch kam ein ziemlich sehr nett aussehender Mann mit einem riesigen Rucksack, der mich kurz daran zweifeln ließ, ob er einen festen Wohnsitz hatte. Sah er aus, wie auf seinen Fotos? Schwer zu sagen, seine Fotos auf Tinder waren genau 4:
Eins vom weiten auf einem Spielzeugtrecker, eins von der Seite mit Gitarre, eins von vorne mit zwei Freunden, auf dem er eine ziemlich niedliche Schnute zog und eins mit besagter Opa-Tweed Kappe. Ich merkte, dass ich mir kaum ein Bild gemacht hatte und war völlig wertfrei. Bastian schien irritiert von mir. Später erzählte er mir, dass er das bei jedem Date hatte. Sein Gehirn transponierte einfach nicht gut von 2D auf 3D. Verständlich.
Ich bat ihn herein, zeigte ihm die Wohnung im Schnelldurchlauf und ließ ihn dann Platz nehmen an meinem Schminktisch. So kam es, dass ich keine 10 Minuten nachdem ich ihn kennengelernt hatte, in seinem Gesicht rumfuchtelte um weiße Schminke zu verteilen. Er ließ sich das erstaunlich gut gefallen, auch wenn er zu Bedenken gab, dass er mir ganz schön vertrauen musste, wenn ich so nah an seinem Auge rumfuchtelte. Männer eben. Keine Schminkerfahrung und daraus resultierend das berühmte Zitterauge. Ich versprach ihm hoch und heilig, dass ich nicht in sein Auge titschen würde, nur um 2 Minuten später mehr oder weniger in sein Auge zu titschen. Er sagte nichts und ich war ihm dankbar. Wir entwickelten wie von selbst eine Backstory. Nicht, weil wir uns für Tinder schämten, sondern weil unsere Clown-Charaktäre Fizbo & Peppa unbedingt eine Geschichte brauchten:
Fizbo kam aus Kroatien und hatte Peppa in der Einkaufstraße kennengelernt. Er jonglierte gerade als Teil seines Straßentheateracts, als er Peppa sah, die weinte, weil ihre Requisitenblume ihr immer wieder Wasser ins Gesicht spritzte. Fizbo sah die "Lady in despair" und eilte zur Hilfe. Seitdem waren die zwei ein Duo und zogen mit ihrer Piaggio Ape durch die Weltgeschichte. Ihre Outfits mussten praktisch sein und die Schminke schnell gehen - und voila! Wir hatten eine perfekte Erklärung für unsere Kostüme gefunden.
Allein schon die Tatsache, dass Bastian voll mit einstieg im Erfinden und Spinnen dieser Geschichte, verzauberte mich ein wenig. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn genauer betrachtete.
Sein relativ bartloses Gesicht, die lustig-lieben Augen hinter den Gläsern seiner nerdig-nicen Brille, sein wuschelig wildes hellbraunes Haar und seine schöne Kopfform (and you all know: I'm a sucker for Kopfformen!)... er gefiel mir, aber da war kein Hauch von Flirten. Wir verstanden uns einfach gut.
Ein weiterer Freund kam vorbei, um uns gemeinsam auf den Weg zur Party zu machen. Auch in einer Kleingruppe fühlte sich mit Bastian alles sehr organisch an. Kein Moment von peinlicher Stille, keine unangenehme Sekunde: es lief.
Um nicht bis Morgen hier zu sitzen und zu schreiben, beschleunige ich mal ein wenig. Bastian fügte sich grandios in meine Freundesgruppe, und während ich zu Anfang noch viel mit meinen Freunden quatschte und ihm immer wieder verstohlen dabei zusah, wie er das Gleiche tat, redeten wir um zweiten Teil des Abends fast ununterbrochen miteinander. Er war begeistert von seiner ersten Karnevalsparty, genoss die Stimmung und die Band. Wir tanzten, redeten und lächelten uns zu, aber mir blieb schleierhaft, wie dieser Abend enden würde.
Weniger schleierhaft schien das Ganze für meine Mädels zu sein. So später der Abend, so anzüglicher wurden die Kommentare, die Bastian und mir um die Ohren geschleudert wurden und meine Cousinen versicherten mir, dass dieser Typ ihnen sehr gefiel. Gut zu wissen! Schön, dass ich selbst noch gar keine Ahnung habe, wie ich die Angelegenheit sehe. Manch ein Mann wäre bei diesen Bemerkungen, die ihrer Zeit weit voraus waren, panisch geflüchtet. Bastian nicht. Er ließ sie reden und witzeln und stieg ganz gelassen mit ein. Was peinlich hätte seinen können, war irgendwie schön. Wie konnte das sein?
Irgendwann war die Party vorbei. Die letzten betrunkenen Gäste klebten an ihren Gläsern. Bastian hatte nichts getrunken,d(a er am nächsten Tag arbeiten musste). Ich schon, aber ich merkte nicht viel davon. Wir verabschiedeten uns unter den vielsagenden Blicken meiner Freundinnen und meines Schwippschwagers, der mir an diesem Abend mindestens 3 Mal unterstellt hatte, gefurzt zu haben (Danke nochmal, Hörm, das war wirklich GAR NICHT peinlich vor meinem Date. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen um nochmal lauthals und in Shaggy-Manier zu versichern: It wasn't me!).
Der Fußweg zu mir nach Hause war nur 5 Minuten, aber mir war kalt und Bastian legte den Arm um mich. Das fand ich lieb und mutig, immerhin hatte bis zu diesem Zeitpunkt null Körperkontakt zwischen uns stattgefunden. Ich hatte ihm nachmittags schon angeboten, bei mir zu schlafen. Völlig unverbindlich natürlich - meine Wohnung war immerhin groß genug. Bastian hatte angenommen und das fand ich gut.
Wir setzten uns noch gemütlich auf die Couch, tranken O-Saft und redeten. Über richtig tiefgründiges Zeug: über unsere schlimmsten Momente, über tiefe Traurigkeit, über unserer schlechtesten Seiten und Beziehungen, die das Ekelhafteste in einem selbst nach oben holen. Typischer sexy talk also.
Seine Hand lag warm auf meinem Knie, streichelte mich, flog aber immer wieder auch wild gestikulieren durch die Luft. Jedes Mal dachte ich: Fass mich bitte wieder an. Und ein bisschen sogar: Lass mich bitte nicht mehr los.
Und dann passierte es: Wir lächelten, unsere Augen funkelten einander an, ein Knistern lag in der Luft. "Bastian, du musst mich jetzt küssen.", dachte ich. Aber Bastian blieb sitzen, bewegte sich nicht. Es funkelte weiter. "Na gut, dann mach ich's halt selbst.", schoss es tollkühn durch meinen Kopf und ich bewegte mich auf ihn zu. die ganzen 30 cm die unsere Gesichter trennten legte ich quasi im Alleingang zurück, um seine Lippen zu berühren, die mich bereits erwarteten. Ich wusste er wollte auch, aber vielleicht hatte er sich nicht getraut. Im Kopf hörte ich eine Zeile aus einem Gespräch mit den Mädels von vor ein paar Wochen. "Ich küsse nicht beim ersten Treffen, ich lasse mich küssen.", hatte ich gesagt und einige der Mädels hatten entschlossen zugestimmt. Jetzt hatte ich die Prinzipien kurzerhand über Bord geworfen und FRAU, war das gut!
Wir küssten uns weiter, ununterbrochen und die Couch verwandelte sich in mein riesiges Bett. Wo ich vorher noch verzweifelt auf der Suche nach den Funken zwischen uns gewesen war, gab es jetzt nichts mehr zu suchen. Wir schwammen im Funkenmeer. Alles fühlte sich perfekt und vertraut an, als ob wir es schon hundertmal getan hätten und gleichzeitig so wundervoll neu.
So ist das doch nie beim ersten Mal? Beim ersten Kuss? Beim ersten "ich probiere deine Hose nonchalant und erotisch auszuziehen, aber es klappt natürlich nicht, und wir bleiben hängen an den Socken und du musst den Po hochheben, damit ich dran komme, und das sieht komisch aus".
Hier war gar nichts komisch. Wir waren zwei Puzzlestücke, die zusammenpassten, während keiner der beiden Spieler unbedingt damit gerechnet hatte.
Am nächsten Morgen war der Zauber nicht verflogen. Ich sagte alle Dates ab, Bastian fuhr zur Arbeit und kam danach wieder. Und was soll ich sagen?
Es war einer der raren Fälle, in denen die Fortsetzung noch besser ist, als der erste Teil.
Wir küssten, wir redeten, wir puzzelten, wir aßen Pizza, wir schauten Gilmore Girls, wir badeten, wir puzzelten nochmal und wir schliefen Arm in Arm ein. Und obwohl ich mir Sorgen darum machte, ob sein Arm am nächsten Morgen abgestorben sein würde, schliefen wir ziemlich gut. Er musste wieder arbeiten, also machte ich Kaffee und Rührei und küsste ihn wehmütig zur Tür hinaus.
Wie es weitergeht? Ich weiß es nicht. Ich bin noch mittendrin.
Fortsetzung folgt. Hoffentlich.
Ich hatte ein Date-Marathon-Wochenende geplant.
Donnerstag Essen gehen mit Paul, Freitag Karnevalsparty mit Bastian, Samstag Spazieren gehen mit Fabian und Sonntag einen Film gucken mit Benjamin.
Das volle Programm. Wenn da nicht einer zwischen ist, der mir gefällt, weiß ich's auch nicht!
Donnerstagmorgen meldete sich Paul. Krank geworden, voll verschnupft und zugenäht. Essen gehen musste ausfallen, weil Knutschen mit Schnottnase unschön ist.
Wenn Sie sich jetzt als Leser fragen, was Essen gehen und Knutschen gemeinsam haben, dann waren Sie wohl noch nie auf einem Tinderdate. Und das ist okay. Kein Grund zur Scham.
Donnerstag blieb ich also allein daheim und erwartete mit Freuden den Freitag. Er kam.
Sowohl der Freitag, als auch Bastian, wobei mich Letzteres mehr überraschte.
Ich hatte Bastian spontan auf eine semi-private Karnevalsparty eingeladen im Büro meiner Cousine. Der Plan war, zusammen mit ein paar Freunden hinzugehen, und da meine Cousine uns ermutigt hatte, ruhig jemanden mitzubringen und der Rest meines Wochenendes verplant war, lud ich den mir völlig unbekannten Bastian in einem Anflug kühner Spontanität mit ein. Ich war fest davon ausgegangen, dass er absagt. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich ein Tindermatch zu einer Aktivität mit Freunden einlud, aber bis jetzt fand das jeder Mann total komisch und viel zu beängstigend.
Verstanden hatte ich das nie, denn was gibt es Besseres, als direkt eine ganze Gruppe neuer Leute kennenzulernen und sich gegenseitig in einem ungezwungenen Setting zu beschnuppern? Ich sah nur Vorteile: Wenn man sich doof findet, kann man schnell wieder abhauen, ohne, dass der andere allein zurückbleibt, oder aber man unterhält sich eben mit anderen Leuten auf der Party. Findet man sich gut, ist es fast so, als wäre man sich zufällig begegnet. Und man findet direkt heraus, wie der andere sich in Gruppen verhält. Bingo auf ganzer Linie!
Zu meiner Überraschung sagte Bastian JA. Und er blieb dabei!Ich hatte ihn zuerst für Samstagabend eingeplant, aber als er sagte, er hätte sich ja eigentlich erhofft mich am Valentinstag zu sehen, fand ich das herrlich schmalzig, und auch wenn er es sicherlich mit einem zwinkernden Auge getippt hatte, nahm ich ihn für voll.
Freitag also. Um 19:11 Uhr sollte die Party starten; um 18:30 Uhr war Bastian bei mir. Da er eine absolute Karnevalsjungfrau war, hatte ich angeboten, ihm beim Kostüm zu helfen. Und irgendwie erschien es mir auch ganz putzig, als Duo verkleidet zu kommen. Aufgrund der Zeitknappheit entschied ich für uns Beide, dass wir zwei Straßenclowns wären. Bastian hatte ein weißes Hemd, Hosenträger und eine rote Fliege. Ich hatte eine rote weite Hose mit Hosenträgern und ein schwarzes kurzes Shirt. Ich trug meine dunkelrote Ballonmütze, er eine Opa-Tweed Kappe. Mit leichter Schminke sahen wir irgendwie ziemlich gut zusammen auf, aber ich springe schon wieder, denn in der Geschichte, war Bastian ja noch gar nicht angekommen.
Es klingelte also um halb sieben an der Tür. Ich war gerade fertig mit meinem eigenen Makeup und suchte verzweifelt den roten Lippenstift. Leicht gestresst und ziemlich erfreut stürmte ich zur Tür, drückte den Summer und ließ Bastian rein. Die Treppe hoch kam ein ziemlich sehr nett aussehender Mann mit einem riesigen Rucksack, der mich kurz daran zweifeln ließ, ob er einen festen Wohnsitz hatte. Sah er aus, wie auf seinen Fotos? Schwer zu sagen, seine Fotos auf Tinder waren genau 4:
Eins vom weiten auf einem Spielzeugtrecker, eins von der Seite mit Gitarre, eins von vorne mit zwei Freunden, auf dem er eine ziemlich niedliche Schnute zog und eins mit besagter Opa-Tweed Kappe. Ich merkte, dass ich mir kaum ein Bild gemacht hatte und war völlig wertfrei. Bastian schien irritiert von mir. Später erzählte er mir, dass er das bei jedem Date hatte. Sein Gehirn transponierte einfach nicht gut von 2D auf 3D. Verständlich.
Ich bat ihn herein, zeigte ihm die Wohnung im Schnelldurchlauf und ließ ihn dann Platz nehmen an meinem Schminktisch. So kam es, dass ich keine 10 Minuten nachdem ich ihn kennengelernt hatte, in seinem Gesicht rumfuchtelte um weiße Schminke zu verteilen. Er ließ sich das erstaunlich gut gefallen, auch wenn er zu Bedenken gab, dass er mir ganz schön vertrauen musste, wenn ich so nah an seinem Auge rumfuchtelte. Männer eben. Keine Schminkerfahrung und daraus resultierend das berühmte Zitterauge. Ich versprach ihm hoch und heilig, dass ich nicht in sein Auge titschen würde, nur um 2 Minuten später mehr oder weniger in sein Auge zu titschen. Er sagte nichts und ich war ihm dankbar. Wir entwickelten wie von selbst eine Backstory. Nicht, weil wir uns für Tinder schämten, sondern weil unsere Clown-Charaktäre Fizbo & Peppa unbedingt eine Geschichte brauchten:
Fizbo kam aus Kroatien und hatte Peppa in der Einkaufstraße kennengelernt. Er jonglierte gerade als Teil seines Straßentheateracts, als er Peppa sah, die weinte, weil ihre Requisitenblume ihr immer wieder Wasser ins Gesicht spritzte. Fizbo sah die "Lady in despair" und eilte zur Hilfe. Seitdem waren die zwei ein Duo und zogen mit ihrer Piaggio Ape durch die Weltgeschichte. Ihre Outfits mussten praktisch sein und die Schminke schnell gehen - und voila! Wir hatten eine perfekte Erklärung für unsere Kostüme gefunden.
Allein schon die Tatsache, dass Bastian voll mit einstieg im Erfinden und Spinnen dieser Geschichte, verzauberte mich ein wenig. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn genauer betrachtete.
Sein relativ bartloses Gesicht, die lustig-lieben Augen hinter den Gläsern seiner nerdig-nicen Brille, sein wuschelig wildes hellbraunes Haar und seine schöne Kopfform (and you all know: I'm a sucker for Kopfformen!)... er gefiel mir, aber da war kein Hauch von Flirten. Wir verstanden uns einfach gut.
Ein weiterer Freund kam vorbei, um uns gemeinsam auf den Weg zur Party zu machen. Auch in einer Kleingruppe fühlte sich mit Bastian alles sehr organisch an. Kein Moment von peinlicher Stille, keine unangenehme Sekunde: es lief.
Um nicht bis Morgen hier zu sitzen und zu schreiben, beschleunige ich mal ein wenig. Bastian fügte sich grandios in meine Freundesgruppe, und während ich zu Anfang noch viel mit meinen Freunden quatschte und ihm immer wieder verstohlen dabei zusah, wie er das Gleiche tat, redeten wir um zweiten Teil des Abends fast ununterbrochen miteinander. Er war begeistert von seiner ersten Karnevalsparty, genoss die Stimmung und die Band. Wir tanzten, redeten und lächelten uns zu, aber mir blieb schleierhaft, wie dieser Abend enden würde.
Weniger schleierhaft schien das Ganze für meine Mädels zu sein. So später der Abend, so anzüglicher wurden die Kommentare, die Bastian und mir um die Ohren geschleudert wurden und meine Cousinen versicherten mir, dass dieser Typ ihnen sehr gefiel. Gut zu wissen! Schön, dass ich selbst noch gar keine Ahnung habe, wie ich die Angelegenheit sehe. Manch ein Mann wäre bei diesen Bemerkungen, die ihrer Zeit weit voraus waren, panisch geflüchtet. Bastian nicht. Er ließ sie reden und witzeln und stieg ganz gelassen mit ein. Was peinlich hätte seinen können, war irgendwie schön. Wie konnte das sein?
Irgendwann war die Party vorbei. Die letzten betrunkenen Gäste klebten an ihren Gläsern. Bastian hatte nichts getrunken,d(a er am nächsten Tag arbeiten musste). Ich schon, aber ich merkte nicht viel davon. Wir verabschiedeten uns unter den vielsagenden Blicken meiner Freundinnen und meines Schwippschwagers, der mir an diesem Abend mindestens 3 Mal unterstellt hatte, gefurzt zu haben (Danke nochmal, Hörm, das war wirklich GAR NICHT peinlich vor meinem Date. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen um nochmal lauthals und in Shaggy-Manier zu versichern: It wasn't me!).
Der Fußweg zu mir nach Hause war nur 5 Minuten, aber mir war kalt und Bastian legte den Arm um mich. Das fand ich lieb und mutig, immerhin hatte bis zu diesem Zeitpunkt null Körperkontakt zwischen uns stattgefunden. Ich hatte ihm nachmittags schon angeboten, bei mir zu schlafen. Völlig unverbindlich natürlich - meine Wohnung war immerhin groß genug. Bastian hatte angenommen und das fand ich gut.
Wir setzten uns noch gemütlich auf die Couch, tranken O-Saft und redeten. Über richtig tiefgründiges Zeug: über unsere schlimmsten Momente, über tiefe Traurigkeit, über unserer schlechtesten Seiten und Beziehungen, die das Ekelhafteste in einem selbst nach oben holen. Typischer sexy talk also.
Seine Hand lag warm auf meinem Knie, streichelte mich, flog aber immer wieder auch wild gestikulieren durch die Luft. Jedes Mal dachte ich: Fass mich bitte wieder an. Und ein bisschen sogar: Lass mich bitte nicht mehr los.
Und dann passierte es: Wir lächelten, unsere Augen funkelten einander an, ein Knistern lag in der Luft. "Bastian, du musst mich jetzt küssen.", dachte ich. Aber Bastian blieb sitzen, bewegte sich nicht. Es funkelte weiter. "Na gut, dann mach ich's halt selbst.", schoss es tollkühn durch meinen Kopf und ich bewegte mich auf ihn zu. die ganzen 30 cm die unsere Gesichter trennten legte ich quasi im Alleingang zurück, um seine Lippen zu berühren, die mich bereits erwarteten. Ich wusste er wollte auch, aber vielleicht hatte er sich nicht getraut. Im Kopf hörte ich eine Zeile aus einem Gespräch mit den Mädels von vor ein paar Wochen. "Ich küsse nicht beim ersten Treffen, ich lasse mich küssen.", hatte ich gesagt und einige der Mädels hatten entschlossen zugestimmt. Jetzt hatte ich die Prinzipien kurzerhand über Bord geworfen und FRAU, war das gut!
Wir küssten uns weiter, ununterbrochen und die Couch verwandelte sich in mein riesiges Bett. Wo ich vorher noch verzweifelt auf der Suche nach den Funken zwischen uns gewesen war, gab es jetzt nichts mehr zu suchen. Wir schwammen im Funkenmeer. Alles fühlte sich perfekt und vertraut an, als ob wir es schon hundertmal getan hätten und gleichzeitig so wundervoll neu.
So ist das doch nie beim ersten Mal? Beim ersten Kuss? Beim ersten "ich probiere deine Hose nonchalant und erotisch auszuziehen, aber es klappt natürlich nicht, und wir bleiben hängen an den Socken und du musst den Po hochheben, damit ich dran komme, und das sieht komisch aus".
Hier war gar nichts komisch. Wir waren zwei Puzzlestücke, die zusammenpassten, während keiner der beiden Spieler unbedingt damit gerechnet hatte.
Am nächsten Morgen war der Zauber nicht verflogen. Ich sagte alle Dates ab, Bastian fuhr zur Arbeit und kam danach wieder. Und was soll ich sagen?
Es war einer der raren Fälle, in denen die Fortsetzung noch besser ist, als der erste Teil.
Wir küssten, wir redeten, wir puzzelten, wir aßen Pizza, wir schauten Gilmore Girls, wir badeten, wir puzzelten nochmal und wir schliefen Arm in Arm ein. Und obwohl ich mir Sorgen darum machte, ob sein Arm am nächsten Morgen abgestorben sein würde, schliefen wir ziemlich gut. Er musste wieder arbeiten, also machte ich Kaffee und Rührei und küsste ihn wehmütig zur Tür hinaus.
Wie es weitergeht? Ich weiß es nicht. Ich bin noch mittendrin.
Fortsetzung folgt. Hoffentlich.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen